Ein neuer Funkmast soll im Gemeindegebiet Wonnebergs aufgestellt werden.
Doch einige Menschen sind besorgt. Steigert 5G die Strahlenbelastung und schadet diese der Gesundheit? So lautete eine der Fragen in der Bürgerversammlung der Gemeinde Wonneberg, denen sich neben dem Vertreter der Deutschen Telekom-Technik GmbH, Christoph Huber, auch Bürgermeister Martin Fenninger aus dem Augenblick heraus stellen musste, obwohl er kein Experte in Sachen Mobilfunktechnik ist.
Zunächst gab Fenninger seinen ausführlichen Rechenschaftsbericht, in dem sich erneut widerspiegelte, dass die Gemeinde Wonneberg in vielerlei Hinsicht gut aufgestellt ist und viele Investitionen in den Bereich der Kinderbetreuung, in neue Baugebiete, in Straßen- und Brückensanierungen und vor allem in die Erneuerung des Dorfplatzes tätigte. Das größte Investitionsprojekt bildet dabei das neue Wonneberger Bürgerhaus, das im Herzen des Dorfplatzes in St. Leonhard entstanden ist und künftig allen Vereinen und anderen Gruppierungen als Treffpunkt und für Veranstaltungen und vieles mehr dienen soll. Bevor das Gebäude demnächst in Betrieb gehen kann, will die Gemeinde am Sonntag, den 10. Juli noch eine Eröffnungsfeier veranstalten.
Ergänzt wurde der Bericht des Gemeindeoberhauptes von den Haushaltszahlen des Jahres 2021, die Kämmerer Bernhard Kraus im Detail vorstellte (und über die ebenso tagesaktuell in den Tageszeitungen berichtet worden ist, wie über die einzelnen Projekte und Investitionen). Laut Kraus liegt das Rechnungsergebnis deutlich über den Planerwartungen.
In einer emotionalen Ansprache bat Lyudmyla Z., die sich im Auftrag der Verwaltungsgemeinschaft Waging am See und entsprechend verantwortlich in einem Helferkreis um die hier untergebrachten Ukrainer kümmert um die weitere Unterstützung der Bürger. „Die Ukrainer mussten nur wegen des von Putin angezettelten Krieges aus ihrer Heimat fliehen.“ Es sei schwierig nachzuvollziehen, was die Menschen in der Ukraine und die Geflüchteten erleben und empfinden, versuchte Lyudmyla Z. zu erklären, wie groß deren Not ist. „Bitte helft den Leuten, die es hier her schaffen, auch weiterhin auf so großartige Weise wie bisher. Wir brauchen eure Hilfe auch in Zukunft noch“, bat sie um finanzielle und materielle Hilfe für den Helferkreis, in dem sich auch Gemeindereferent Martin Riedl stark macht. Lyudmyla Z. dankte im Namen aller, die bereits in den Genuss der großartigen Hilfsbereitschaft der hiesigen Bevölkerung gekommen sind, und allen, die helfen wollen oder schon geholfen haben.
Martin Fenninger betonte, dass hier deutlich wird, wie gut die Kirchensteuer bei Menschen wie Martin Riedl angelegt ist, der sich ebenfalls in geradezu vorbildlicher Weise um Geflüchtete kümmere.
Der Kommunalbeauftragte für den Mobilfunk Bayern der Deutschen Telekom Technik GmbH, Christoph Huber, verdeutlichte, dass die Telekom einen staatlichen Versorgungsauftrag hat, die öffentliche Mobilfunk-Versorgung auf dem Land zu verbessern. Daher wolle sie auch auf einem Grundstück in der Nähe von Plattenberg einen neuen Mobilfunkmasten aufstellen lassen, für den auch schon ein Antrag auf Genehmigung bei der Baubehörde im Landratsamt Traunstein vorliege. Dabei handle es sich um eine Antennenanlage, die zwecks öffentlicher Versorgung mit Telekommunikations-Dienstleistungen kraft Gesetzes im Außenbereich privilegiert sei. Im Genehmigungsverfahren prüfe die Behörde, ob öffentliche Belange dem Vorhaben entgegenstünden.
Hubers Informationen sinngemäß wiedergegeben, steht 5G für die fünfte Generation des Mobilfunks. Im Mobilfunknetz übertragen elektromagnetische Wellen Datenpakete zwischen Funkmast und Mobilgerät. 2G machte das digitale drahtlose Telefonieren erst für die breite Masse möglich. 4G brachte noch mehr Datentempo für Musik, Filme und Fotos. 5G bietet die Möglichkeit, das alles zu übertreffen. Die mögliche Datenrate mit 5G ist um ein Vielfaches höher als beim Vorgängerstandard 4G. Neben der Datenrate verspricht 5G auch noch eine deutlich niedrigere Latenz, sodass Datenübertragungen fast in Echtzeit ermöglicht werden. Dafür müssen aber erst mal neue Sendemasten her, die zudem ans schnelle Glasfasernetz angeschlossen sind. Die Reichweite der im städtischen Raum eingesetzten 5G-Frequenzen ist deutlich niedriger als bei 4G. Je höher die Frequenz, desto niedriger die Reichweite und die Gebäudedurchdringung. Die Reichweite der auf dem Land eingesetzten Frequenzen ist nahezu identisch mit den 4G Frequenzen, jedoch bedarf es der Schließung der noch vorhandenen Lücken durch neue Standorte, um auch den Versorgungsauflagen der Bundesnetzagentur gerecht zu werden. Durch mehr verfügbares Spektrum auf den höheren Frequenzen, können auf diesen auch sehr hohe Datenraten von 1Gbit/s erreicht werden. Ein stabiles 5G-Netz kann nicht nur Smartphones versorgen, sondern auch andere Geräte sicher und ohne Verzögerung steuern und bietet zugleich viele neue Anwendungsszenarien sowohl für Kommunen als auch für die Industrie.
Der neue Mobilfunkstandard soll also die Welt bequemer machen und deutlich mehr vernetzen. Dabei birgt die Welt des 5G-Netzes neue Gefahren, die Hersteller und Konsumenten verunsichern. Denn der superschnelle Mobilfunkstandard schafft dann die Grundlage für eine vollkommen vernetzte Welt.
Nach der Frage aus den Reihen der Zuhörer, wer das denn tatsächlich alles braucht, entbrannte in dieser Bürgerversammlung eine heftige Diskussion um den neuen Mobilfunkstandard. Erschwert wurde die Debatte dadurch, dass laut den Kritikern die gesundheitlichen Folgen und Risiken der Technik kaum erforscht sind und die vorhandenen Studien unterschiedlich gedeutet werden. „Experten für Strahlenschutz sehen keine Anhaltspunkte für die Vermutung, dass die hochfrequente Strahlung beispielsweise Gewebe oder das Erbgut von Zellen schädigt“ hieß es im Gegenzug.
Einen Beweis für die völlige Unbedenklichkeit gebe es jedoch nicht. Darauf machten eine Handvoll Bürger aufmerksam, die sich zur Strahlenbelastung kritisch äußerten. Sie verwiesen darauf, dass zum Beispiel im Jahr 2019 mehr als 230 Ärzte und Wissenschaftler ein Moratorium für 5G gefordert haben, weil die gesundheitlichen Folgen nicht hinreichend untersucht seien. Weitere Wortmeldungen beriefen sich unter anderem auch auf Informationen, die „diagnose: funk“, eine unabhängige Umwelt- und Verbraucher-Organisation, die sich seit 2009 für den Schutz vor elektromagnetischen Feldern einsetzt und diverse Studien veröffentlicht hat. Eva Mühlbacher bat die Gemeinde, die Studien, auf die sie sich berufe, den Mitbürgern zur Einsichtnahme bereitzustellen. Sie meinte, wenn vermehrt strahlungsbedingte Krankheitsfälle in der Gemeinde auftreten würden, würden sich alle direkt an den Bürgermeister, die Gemeinde wenden auf der Suche nach einem Verantwortlichen.
Die Gemeinde dürfe technisch nicht zurückbleiben, vielmehr müsse sie mit der Zeit gehen, um nicht abgehängt zu werden, entgegnete Martin Fenninger, der bezweifelte, dass er für Erkrankungen von Mitbürgern gradestehen müsse.
„Zum Schutz der menschlichen Gesundheit vor den Auswirkungen der elektromagnetischen Strahlung des Mobilfunks sind in der 26. Verordnung zum Bundes-Immissionsschutzgesetz (kurz 26. BImSchV) Grenzwerte festgelegt“, ergänzte Christoph Huber. Diese Grenzwerte würden für alle Generationen des Mobilfunks, so auch für 5G gelten. Für leistungsstarke Sendeanlagen ab 10 Watt Leistung erfolge der entsprechende Sicherheitsnachweis im Rahmen des Standortverfahrens der Bundesnetzagentur. Huber bestätigte auch, dass bislang keine Anfrage von anderen Anbietern vorliegen, den neuen Funkmasten mitzubenutzen, „falls einer will, kann er das natürlich“.
Dass das 5 G in einer Ökomodellregion überhaupt gewünscht ist, darüber wunderte sich Eva Mühlbacher. „Weshalb sagt die Gemeinde nicht einfach Nein, wenn sie möglicherweise die Gesundheit ihrer Bürger gefährdet sieht?“ Der Preis für diese Technik sei hoch. Und das alles, nur damit man einen Film in ein paar Minutenherunterladen kann. Der Gedanke, in Zukunft von allen Seiten bestrahlt zu werden, mache ihr Angst. Bei dieser Technik könne sie sich nicht herausnehmen. Als Bürgerin sollte sie sich jedoch entscheiden können, ob sie bei dieser Technik mitmachen will oder nicht.
Ein anderer Bürger meinte, es wäre fatal, nur auf die Kritiker zu hören. „Von daher ist es ganz gut, dass solche Vorhaben auf Bundesebene und nicht auf kommunaler Ebene entschieden werden.“
Ehe sich die Diskussion anderen Themen zuwandte, stellte Fenninger fest, dass 5 G eine Thematik sei, über das die entsprechenden Behörden nähere Auskünfte geben.
Paul Mader machte der Gemeinde, dem Bürgermeister und dem Gemeinderat dann ein Kompliment, weil sie die Kommune „so gut voranbringen“. Es sei keineswegs selbstverständlich, dass alle so vorbildlich an einem Strang ziehen oder dass sich jemand ehrenamtlich zum Wohle der Allgemeinheit einsetze. Weil das ehrenamtliche Engagement mitunter auch unangenehm sein kann, bedankte sich Mader beim Ratsgremium, dass es sich trotzdem nicht drausbringen lässt. Er wünschte sich, dass alle so weitermachen, wie bisher.
Ursula Riedl meinte, dass sich für dieses Amt niemand mehr zur Verfügung stelle, wenn ein Gemeinderat oder der Bürgermeister persönlich haftbar gemacht würden, wenn ein Bürger im Ort krank werde. Dies gehe dann doch zu weit, bei allem Verständnis für die Diskussion um die Mobilfunkstrahlung.
Michael Frumm- Mayer kam dann noch das leidige Thema mit den Hinterlassenschaften von Hunden zu sprechen. Er plädierte dafür, einen Teil der Einnahmen aus der kommunalen Hundesteuer für das Aufstellen von Hundetoiletten auszugeben, damit die Plastikbeutel mit dem Hundekot ordnungsgemäß entsorgt werden können und nicht achtlos im Gras der Wiesen verschwinden. Es gebe auch Gemeinden, die Bußgelder erheben, wenn die Hundebesitzer die Beutel einfach irgendwo liegenlassen.
Fenninger hielt dagegen, dass es sehr viele und sehr lange Weg- und Wanderstrecken in Wonneberg gibt, da brauche man viele Entsorgungsstationen, damit sie nicht zu weit entfernt voneinander stehen.
Anneliese Caruso