Nach langer Diskussion lehnte der Gemeinderat Wonneberg die Teilnahme der Gemeinde am Rufbus-System „Vario-Bus“ mehrheitlich ab.
Damit ist Wonneberg das einzige Bediengebiet unter den drei neuen Gemeinden im Umfeld des Waginger Sees, auf die das „Auf-Abruf-Angebot“ demnächst ausgeweitet werden sollte, das sich dagegen aussprach. Mit Petting und Waging am See stimmten die anderen beiden ebenso zu, wie die vier Gemeinden, in der der Bus auch schon bisher verkehrte. Der barrierefreie Bus oder die Busse, die künftig eingesetzt werden, bieten täglich längere Einsatzzeiten an als bisher. Geplant ist, dass er an sieben Tagen in der Woche von sechs Uhr früh bis 9 Uhr abends die Strecken befährt.
Wie bereits mehrfach berichtet, soll das Vario-Bus-System eine Mikroerschließung bieten, die den Öffentlichen Personen-Nahverkehr ergänzt, für den der Landkreis zuständig ist. Damit der Bus näher zu den Kunden hinfahren kann, müssen die Gemeinden zusätzliche Haltestellen in ihren Weilern schaffen. Der Kleinbus/ die Kleinbusse können dann an die bestimmten Haltepunkte vorbestellt werden.
Zudem müssen die Gemeinden einen Teil der Kosten des Service-Angebotes übernehmen. Wenn nun eine Flächengemeinde am Rande des geplanten Systems wie Wonneberg wegfällt, sinkt auch der Aufwand, wie groß die finanziellen Auswirkungen sind, kann noch nicht gesagt werden, weil die nun wohl wieder neu kalkuliert werden müssen.
Die ursprünglichen Berechnungen waren von rund 400.000 Euro Gesamtkosten ausgegangen. Nach Abzug der Förderung wären rund 166.000 Euro auf die beteiligten Kommunen zugekommen. Laut bisheriger Grobkalkulation wären auf Wonneberg knapp 23.000 Euro entfallen, wobei die 35 Prozent (mehr als 8.000 Euro), die es aller Voraussicht nach vom Freistaat an Förderung gibt, noch nicht berücksichtigt sind.
Von Tarifzonen sei man wieder abgekommen, berichtete Bürgermeister Martin Fenninger zunächst, „weil es für den Einzelnen doch relativ teuer geworden wäre.“ Stattdessen sei eine entfernungsabhängige Preis-Staffelung von 0 bis 5 Kilometer, von 6 bis 10, von 11 bis 15 und über 15 Kilometer vorgesehen, die zu Fahrtkosten pro Fahrgast zwischen zwei und fünf Euro für jede Einzelfahrt plus einer Ermäßigung für Kinder sowie zu einer vergünstigten Mehrfachkarte und zu deutlichen Ermäßigungen für Gruppen führen. „Menschen mit Handicap werden wahrscheinlich ohne Aufpreis sogar direkt von zuhause abgeholt.“
Initiiert wurde der Vario Bus einst von den Kommunen Kirchanschöring, Fridolfing, Tittmoning, Taching am See im Rahmen des Daseins-Vorsorge-Programms „Moro“. In diesen Kommunen fährt der Rufbus auch schon seit 2014. Dahinter steckt die einfache Idee, den Individualverkehr zu reduzieren, die Gemeindeteile besser zu erschließen und die einzelnen Orte samt ihren Einrichtungen besser miteinander zu verbinden.
Die Buchung einer individuellen Fahrt soll per App oder telefonisch möglich sein. Dass der Bus seine Fahrgäste zur Wunschzeit am ausgewählten Starthaltepunkt abholt und ihn zuverlässig zu einem vorher festgelegten Zielpunkt innerhalb des Bediengebietes bringt, hat sich aber nun für Wonneberg erledigt. Denn sieben der 13 Ratsmitglieder sprachen sich gegen die Teilnahme am Rufbus aus. Ein Hauptgrund für die Ablehnung waren Zweifel, dass er von den Bürgern angenommen wird. Es hieß, Wonneberg orientiere sich vornehmlich an Traunstein. Wenn Traunstein mitangebunden wäre, würde man das Vorhaben begrüßen.
Bürgermeister Martin Fenninger, der das „Auf- Abruf-Angebot“ und die Kosten eingangs näher vorstellte, sagte, dass der Landkreis Traunstein ein besseres Netz im öffentlichen Personen-Nahverkehr einrichten wolle. Mit diesem neuen System sei der Landkreis gerade den kleinen Gemeinden sehr entgegengekommen. „Es ist leicht möglich, dass der Bus irgendwann dann auch nach Traunstein fährt.“ Er wolle den Rufbus unterstützen und bat nun zuzustimmen. Aktuell sei nur ein einziger Bus unterwegs, wie viele es künftig werden, solle im Zuge der öffentlichen Ausschreibung durch den Landkreis geklärt werden. „Es steht auch noch nicht fest, wie viele Haltestellen die Gemeinde dafür bereitstellen soll.“ Er, Fenninger, sei bislang von 17 für Wonneberg ausgegangen.
Gemeinderat Karl Glaner zeigte sich skeptisch, ob die Bürger das Angebot annehmen.
Sein Ratskollege Richard Sieglreitmaier meinte hingegen, dass ihm zwar das alte System nicht gefallen habe, dass er das neue, aber gut finde. „So wie es jetzt ausgestaltet ist, könnte ich mir vorstellen, dass es auch genutzt wird.“
Ein anderes Ratsmitglied vertrat die Ansicht, die jungen Leute würden den Bus nicht nutzen, „weil Waging nichts mehr für die jungen Leute zu bieten hat“.
Fenninger bestätigte dann die Kosten, ergänzte aber: „Es handelt sich um geschätzte Beträge, wenn wir damit nicht hinkommen, muss nach einem Jahr neu kalkuliert werden.“
Josef Helminger schlussfolgerte: „Falls die Gemeinde mitmacht, steigt sie in ein staatlich subventioniertes System ein. Nach drei Jahren, nach Ende der Förderzeit hat die Gemeinde den finanziellen Aufwand dann allein zu tragen.“ Daher wollte er wissen, wie und ob die Gemeinde im Falle des Scheiterns vom Vertrag zurücktreten könne. „Begeistert bin ich nicht, aber probieren sollte man es“, empfahl er. „Ich sehe es aber auch als sehr wichtig an, dass es eine gute Verbindung nach Traunstein gibt, weil dort sämtliche Ämter und vor allem auch das Kreiskrankenhaus sind.“
Christian Schnellinger sprach sich ebenfalls fürs Mitmachen aus: Nach drei Jahren sehe man dann, wie es gelaufen ist. „Es ist ein gutes Konzept, die Kosten halten sich in Grenzen.“ Das Risiko sei gering.
Konrad Thaller sah keinen Sinn in dem Vorhaben: „Müssen wir als Gemeinde überall dabei sein?“, fragte er in die Runde. „Die meisten älteren Leute wollen mobil sein und bleiben. „Auf Fahrten mit dem eigenen Auto wird wohl keiner verzichten wollen.“
Karl Glaner vertrat die Ansicht, dass nicht alle Angebote für die Bürger tatsächlich auch Sinn machen. Als Negativbeispiel nannte er das befristete 9-Euro-Ticket, das zur Entlastung der Menschen in Deutschland angesichts steigender Preise von der Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP eingeführt worden war. „Auf den interessanten Strecken sind alle Züge völlig überfüllt.“
„Ich bezweifle zwar auch, dass das Rufbus-System einen guten Verlauf nimmt, will aber zustimmen, betonte Bernhard Kriegenhofer.
Josef Helminger nahm an, dass sich die Gemeindebürger wohl erst selbst überzeugen müssten, dass der Bus meist leer fährt, um Verständnis für die ablehnende Haltung von Gemeinderäten aufbringen zu können.
Wie eingangs erwähnt, gibt es dazu wenigstens aktuell kaum Gelegenheit, weil sieben von 13 Gemeinderäten gegen die Ausweitung des Busses auf Wonneberg votierten.
Anneliese Caruso