Veranstaltung vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Februar
Die Kreuzkrautarten Jakobskreuzkraut und Wasserkreuzkraut sind keine Neophyten (neu zugewanderte Pflanzen) in Bayern, sondern heimisch; bedingt durch den Klimawandel und den zunehmenden überbetrieblichen Maschineneinsatz breiten sie sich aber immer mehr aus. Nachdem das Jakobskreuzkraut 2015 im gesamten Landkreis und das Wasserkreuzkraut in Übersee-Feldwies entlang der A8 aufgetreten ist, nahm das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sich einen Nachmittag lang Zeit, um intensiv über die Kreuzkräuter zu informieren und die verschiedenen Ansprechpartner zu Wort kommen zu lassen. Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Amtsleiter Rolf Oehler informierte der Pflanzenbauberater Stephan Weiß über den aktuellen Stand in Kreuzkrautverbreitung und –bekämpfung. Er betonte dabei, dass nicht alle Kreuzkräuter generell bekämpfungswürdig seien, obwohl alle die leberschädigenden und krebserregenden Pyrrolizidin-Alkaloide (PA) enthalten. Das Jakobskreuzkraut fühlt sich nur auf extensiven Flächen wohl, die spät gemäht werden. Wird es rechtzeitig vor der Blüte ausgerissen oder abgemäht und entsorgt und nach spätestens drei Wochen die sich bildende Notreife wieder entfernt, kann man ihm gut Herr werden.
Das Wasserkreuzkraut ist dabei viel anpassungsfähiger, es wächst in lückigem Grünland, extensiven Feuchtwiesen, aber auch auf intensiven Mähwiesen. Im Allgäu verursacht das Wasserkreuzkraut massive Probleme für die Landwirte. Hier gilt es, den Anfängen zu wehren und die Pflanzen mit einem Unkrautstecher auszureißen und über den Restmüll zu entsorgen. Die Gemeinde Feldwies hat für die Bauern auf ihrem Bauhof einen Container für das ausgerissene Pflanzgut zur Verfügung gestellt, empfehlenswert wäre dies für alle betroffenen Gemeinden. Die Bekämpfung über den Grünlandumbruch ist schwierig, da die Kreuzkraut-Samen 25 Jahre im Boden keimfähig bleiben, unter Umständen kann das Problem also noch verschärft werden. Das einzig wirkungsvolle Herbizid gegen Kreuzkräuter ist das Pflanzenschutzmittel Simplex, das aber alles abtötet, was kein Gras ist. Zudem bleibt der enthaltene Wirkstoff Aminopyralid im Betriebskreislauf über Jahre aktiv, er wird mit dem Wirtschaftsdünger wieder auf die Felder ausgebracht und kann hier erneut Pflanzen schädigen. Eine chemische Kreuzkrautbekämpfung ist also abzulehnen.
Dr. Kathrin Kuchler vom Veterinäramt Traunstein informierte anschließend über die Gefahr der Kreuzkräuter aus Sicht der Tierärzte. Sie betonte, dass bisher im Schlachthof keine auffälligen Schlachtkörper angeliefert wurden, die eindeutig auf eine PA-Vergiftung hingewiesen hätten.
Der Leiter des Straßenbauamts Traunstein Franz Förg informierte über die Aktivitäten des Straßenbauamts. Er betonte gleich zu Anfang, dass die Ansaatmischungen des Straßenbauamts keinerlei Kreuzkräuter enthielten, eine Ausbreitung hierüber also nicht möglich sei. Er machte den Anwesenden klar, dass das Straßenbauamt 900 km Straßen mit auf beiden Seiten bis zu 8 m breiten Straßenrändern zu pflegen habe. Einzelpflanzenausreiß-Aktionen kämen hier also nicht in Betracht. Was allerdings durchaus möglich wäre, wäre ein häufigeres Mulchen oder frühes Mähen und die konsequente Nachsaat. Dafür wird zentral von der Obersten Baubehörde eine Handlungsanweisung über den Umgang mit Kreuzkräutern erwartet.