Die optisch attraktiven, aber für Pferde und Rinder giftigen und gelb blühenden Kreuzkräuter treten in den letzten Jahren immer mehr auf.
Darum hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF) zu dieser Thematik zu einer Informationsveranstaltung ins Gasthaus Feldwies in Übersee geladen. Die verschiedenen Referenten durchleuchteten die mit dem Kreuzkraut verbundenen Gefahren, die Möglichkeiten der Vorbeugung und eventuelle Bekämpfungsmaßnahmen. Als Fazit der Veranstaltung können die Aussagen der Veterinärin Dr. Kathrin Kuchler und vom Vorsitzenden des Maschinen- und Betriebshilfsring Traunstein, Franz Gruber, zusammengefasst werden und sie lautete, dass man sich ohne Panik informieren muss und nicht abwarten soll, bis Schäden auftreten und es zu spät ist. Wie von Stefan Weiß vom AELF zu hören war, ist eine gutgepflegte und geschlossene Grasnarbe die beste Vorbeugung.
Wie aktuell das Thema Kreuzkraut sei, zeige sich an der großen Zahl der Bauhofmitarbeiter der Kommunen, sagte Rolf Oehler, Stellvertreter und Bereichsleiter Landwirtschaft am AELF, bei seiner Begrüßung. Denn gerade dieser Personenkreis habe sehr viel mit extensiven Flächen und den Grünstreifen zu tun. Vor einem Jahr wäre er noch der Überzeugung gewesen, dass das Kreuzkraut nördlich der Autobahn kein Thema sein werde, meinte Oehler. Doch zeige sich, dass das Kreuzkraut bereits im nördlichen Landkreis wie auch in der Gegend um Tittmoning vorhanden sei.
Die Kreuzkräuter gehörten zur Natur und weltweit gebe es rund 1200 verschiedene Kreuzkräuter, sagte Weiß. Für die Region und Landwirtschaft sind das Jakobskreuzkraut (JKK) und das Wasserkreuzkraut (WKK) interessant. Beide Kreuzkräuter sind Pionierpflanzen und besiedeln offene Stellen in der Grasnarbe. Das JKK kann durch ein entsprechendes Mähmanagement wieder dezimiert werden, da es schnittempfindlich ist und nachdem es gemäht wurde nach drei Wochen einen Nottrieb hervorbringt. Wird dieses wieder gemäht, verkümmert das JKK. Das WKK hingegen ist relativ niedrig und schnittunempfindlich und wachse umso schneller nach wenn es gemäht werde, fügte Weiß hinzu.
Das Kreuzkraut ist eine zweijährige Pflanze. Sie bildet im ersten Jahr nur die Blattrosette aus. Reißt man es aus, erkennt man das Kreuzkraut leicht an den Spaghettiwurzeln. Die Blühte sehe aus wie eine Margerite oder ein Gänseblümchen, jedoch ganz gelb und die Pflanze habe einen rötlichen Stängel, so Weiß weiter. Wichtig ist laut Weiß, dass bereits die ersten auftretenden Pflanzen ausgerissen werden. Besonders bewährt habe sich hier der Unkrautstecher der Firma Fiskars, mit dem die einzelnen Pflanzen effektiv entfernt werden könnten. Wichtig sei, dass das Kreuzkraut nur mit Handschuhen ausgerissen werden solle und die Pflanzen nicht auf dem Kompost dürfen, sondern entsorgt werden müssten, erklärte Weiß. In Übersee steht nach den Worten von 2. Bürgermeister Ludwig Ertl für die Entsorgung ein Restmüllcontainer bereit, dessen Inhalt dann der Verbrennung zugeführt wird.
Das tückische am Kreuzkraut ist, dass die Pflanze sogenannte Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthält und dieser Abwehrstoff giftig sei, meinte die Veterinärin Kuchler, die am Landratsamt Traunstein für den Verbraucherschutz zuständig ist. Auf der Weide lassen die Tiere das Kreuzkraut wegen der Bitterstoffe stehen. Doch verliert die Pflanze die Bitterstoffe, wenn es zu Heu gemacht wird oder im Silo ist. Besonders empfindlich sind Pferde und Kühe, wobei die Schafe und Ziegen kaum davon betroffen sind. Die Giftstoffe sammeln sich in der Leber an und führen letztlich zu Leberschäden. Die Veterinärin schätzt die Gefahr aktuell eher gering ein. Fügte jedoch an, dass die Sache im Auge behalten werden muss und jeder achtsam sein soll. Eventuell Futter von befallenen Flächen solle nicht gereicht werde, meinte sie weiter.
Nachdem eben das staatliche Bauamt durchaus sehr viele Berührungspunkte mit dem Thema Kreuzkraut hat, war Franz Förg vom Referat Landschaftspflege und Umweltschutz geladen. Einleitend stellte er klar, dass das Straßenbauamt keine Samenmischungen ausbrachte und ausbringt, in denen Kreuzkraut enthalten ist, auch wenn dies immer wieder mal angeführt werde, fügte Förg an. Die Obere Baubehörde erarbeite Empfehlungen zur Pflege für unmittelbar an die Straße angrenzenden die Flächen. Für die Flächen aus dem Flächenpool, wie an der Umgehungsstraße in Grabenstätt oder in Trenkmoos, werde ein Biologe eine Bestandsaufnahme machen und entsprechende Maßnahmen vorschlagen, wie anschließend mit den Flächen weiterverfahren werden solle, sagte Förg.
Die Entsorgung der Kreuzkrautpflanzen in Übersee sei vorbildlich und darum solle man an den Landkreis herantreten, ob diese Möglichkeit eventuell flächendeckend eingeführt werden könne, sagte Gruber. Weiter meinte der Maschinenringvorsitzende, dass man nicht so lange warten dürfe, bis in der Tierhaltung Probleme durch die Durchsetzung des Futters mit Kreuzkräutern auftreten, bis man aktiv werde. Diesen Gedanken griff auch Wolfgang Selbertinger, Naturschutzfachkraft am Landratsamt Traunstein, auf und meinte, dass für Flächen, die befallen würden oder befallen seien gemeinsam Lösungen gefunden werden müssten, bevor es bei den Tieren pathologische Befunde gebe.
Manfred Peter